Retention Bonus: Vor-/Nachteile, Höhe und Steuern
„Wenn Sie bis 31. März nächsten Jahres im Unternehmen bleiben, erhalten Sie einen Bonus" – viele Unternehmen binden mit solchen Retention Boni oder Bleibeprämien wertvolle Mitarbeiter:innen für eine bestimmte Zeit an sich. Welche Vorteile der Bonus mit sich bringt und warum es in Sachen Arbeitsrecht ein gewisses Fingerspitzengefühl braucht, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.
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Was ist ein Retention Bonus?
Der Retention Bonus ist ein beliebtes Instrument, um Mitarbeitende im Unternehmen zu halten. Wenn sie bis zu einem bestimmten Stichtag bleiben, erhalten sie eine Sonderzahlung. Retention Boni werden insbesondere zur Bindung von hochqualifizierten Fachkräften eingesetzt. Sie sind in allen Branchen gelebte Praxis, häufig in Großunternehmen mit mehr als 20.000 Angestellten.
Wichtig: Der Bonus steht nicht in Verbindung mit der Arbeitsleistung, sondern honoriert Betriebstreue.
Der Retention Bonus wird häufig auch Halteprämie, Bleibeprämie oder Retention Package genannt.
Wozu die Betriebstreue honorieren?
Für Unternehmen kann es verschiedene Gründe geben, mithilfe des Retention Bonus Angestellte im Unternehmen zu halten:
Um zu verhindern, dass Top-Kräfte von der Konkurrenz abgeworben werden und so wertvolles Know-how verloren geht.
Um eine feste Personalbasis in schwierigen Phasen wie Restrukturierungen oder Fusionen sicherzustellen.
Höhe der Bonussumme und Dauer der Bindung
Kommt ein Retention Bonus zum Einsatz, dann halten Unternehmen und der oder die Angestellte vertraglich fest, wie lange die Person im Unternehmen bleiben muss, um den Bonus zu erhalten, und wie hoch der Bonus ausfällt (sog. Retention Bonus Agreement).
Die Dauer der Betriebszugehörigkeit ist vom jeweiligen Fall abhängig: Warum hat das Unternehmen ein Interesse daran, die Person im Unternehmen zu halten? Geht es um eine begrenzte Phase der Restrukturierung? Oder ist das Know-how der Person so wichtig, dass das Unternehmen es sich möglichst lange sichern möchte? Die Vereinbarung kann beispielsweise von ein paar Monaten bis zu mehreren Jahren reichen.
Die Höhe der Bonussumme sollte sich generell am Fixgehalt der Beschäftigten orientieren. In der Regel beläuft sie sich auf 10 bis 15 Prozent des Jahresgehalts. Fällt die Summe im Vergleich zum Gehalt sehr hoch aus, kann dies arbeitsrechtlich ein Thema werden: Nach Urteilen des Bundesarbeitsgerichts (BAG) hat der Bonus dann einen Mischcharakter. Was das bedeutet? Dann nimmt das BAG an, dass nun nicht mehr nur die Betriebstreue, sondern auch die Arbeitsleistung honoriert werden. Welche Konsequenzen das hat, erfahren Sie im Abschnitt zum Arbeitsrecht.
Weiterhin halten die Parteien im Vertrag fest, wie der Bonus ausgezahlt wird: in einer Gesamtsumme nach Ablauf des Stichtags oder mehrstufig über die Dauer des Vertrags hinweg.
Was bedeutet eine Stichtagsklausel?
In vielen Varianten von Sonderzahlungen kommen Stichtagsklauseln zum Einsatz. Sie machen ein bestehendes bzw. ungekündigtes Arbeitsverhältnis zu einem gewissen Datum zur Voraussetzung für die Zahlung. Im Falle vom Retention Bonus könnte das Unternehmen bspw. regeln, dass eine Mitarbeiterin für zwölf Monate, bspw. bis 31. Dezember eines Jahres angestellt bleiben muss. Kündigt sie vor oder am 31. Dezember, erhält sie den Bonus nicht.
Wie wird der Retention Bonus versteuert?
Für Arbeitnehmer:innen ist der Retention Bonus steuerpflichtig. Sie müssen ihn als sonstigen Bezug in ihrer Einkommenssteuererklärung ausweisen.
Das sind die Vor- und Nachteile bei Bleibeprämien
Der Retention Bonus hat einige Vorteile – birgt aber auch Schwierigkeiten, die HR-Entscheider:innen beachten sollten.
Vorteile, die Unternehmen durch Bleibeprämien erzielen können:
Bessere Mitarbeiterbindung: Es ist wahrscheinlich, dass Mitarbeitende im Falle eines Retention Bonus dem Unternehmen mindestens bis Ende der Laufzeit erhalten bleiben.
Gesteigerte Motivation: Wird ihnen ein Retention Bonus angeboten, fühlen sich viele Arbeitnehmer:innen wertgeschätzt – schließlich zeigt es, dass das Unternehmen sie gerne an Bord behalten möchte. Das steigert die Mitarbeitermotivation! Eine kostenlose Checkliste zur Mitarbeitermotivation finden Sie hier.
Gesicherte Kontinuität: Gerade in Zeiten von Veränderungen im Unternehmen, kann es ein wichtiges Signal an externe Stakeholder wie Investoren sein, wenn wichtige Fachkräfte oder hochrangige Manager:innen an Bord bleiben. Das könnte sie dazu ermutigen, ihre Unterstützung auch während einer Fusion oder Restrukturierung aufrechtzuerhalten.
Incentivierung ohne höhere Personalkosten: Da der Retention Bonus eine einmalige Sonderzahlung ist, ist er ein guter Weg, um Mitarbeiter:innen zu incentivieren und die Mitarbeitererfahrung zu stärken, ohne die allgemeinen Personalkosten zu erhöhen.
Wissen im Unternehmen halten: Hat jemand aus der Belegschaft gerade ein umfangreiches Training oder ein Berufsexamina mit Förderung durch das Unternehmen absolviert, kann ein Retention Bonus kurz- oder mittelfristig verhindern, dass die Person ihre neuen Skills direkt in einem anderen Unternehmen einsetzt.
Schwierigkeiten bei Retention Boni:
Mögliche Unwirksamkeit der Stichtagsklausel: Wenn Unternehmen Halteprämien einsetzen, müssen sie einige Details beachten – ansonsten kann die Stichtagsklausel schnell unwirksam werden.
Verfehlter Zweck: Ohne wirksame Stichtagsklausel geht der Bonus an seinem Ziel vorbei, Mitarbeiter:innen für eine bestimmte Zeit im Unternehmen zu halten.
Warum diese Schwierigkeiten bestehen, zeigt ein Blick ins Arbeitsrecht:
Wie ist die Rechtslage beim Retention Bonus?
Wie wir gerade gezeigt haben, basiert der Retention Bonus auf der Stichtagsklausel. Nur mit dieser Klausel erfüllt er sein Ziel, hochqualifizierte Mitarbeiter:innen von einer Eigenkündigung abzuhalten.
Das BAG setzt für Stichtagsklauseln aber eine wichtige Voraussetzung: Sie dürfen nur die Betriebstreue honorieren. Sobald sich aus der Vereinbarung ableiten lässt, dass Arbeitnehmer:innen mit dem Bonus auch für bereits geleistete Arbeit vergütet werden, wird die Klausel unwirksam.
Welche Konsequenz hat das? Scheidet der oder die Mitarbeiter:in schon vor Ablauf des Stichtags aus dem Unternehmen aus, dann hat er oder sie einen Anspruch auf einen Anteil des Bonus.
Bei Halteprämien müssen die Verantwortlichen in der vertraglichen Vereinbarung also unbedingt herausarbeiten, dass sie damit ausschließlich beabsichtigen, Angestellte zu binden, und dass damit keine Arbeitsleistungen, Ziele o.ä. in Verbindung stehen.
4 Dinge, die Sie beachten müssen, um einen Vergütungscharakter zu vermeiden
Machen Sie in der Vereinbarung klar, dass der Retention Bonus nur die Betriebstreue belohnt.
Verbinden Sie mit der Vereinbarung keine weiteren Zwecke, z. B. dass die Angestellten für den Bonus bestimmte Ziele erreichen müssen.
Auch wenn Sie den Mitarbeiter:innen mit dem Bonus Ihren Dank zeigen wollen – vermeiden Sie dies besser, denn auch daraus kann das BAG ggf. einen Vergütungscharakter für bisherige Arbeit ableiten.
Achten Sie bei der Höhe der Bonussumme darauf, dass sie in einem angemessenen Verhältnis zum Jahresgehalt steht.
Fazit: Wenn Sie diese rechtlichen Voraussetzungen bei der Vereinbarung des Retention Bonus genau beachten, dann ist er ein wirksames Mittel, um hochqualifizierte Mitarbeiter:innen an das Unternehmen zu binden.