Matrixorganisation: Definition, Vor- und Nachteile, Beispiel

Matrixorganisation

Die Weiterentwicklung von Märkten und Produkten vollzieht sich durch die fortschreitende Digitalisierung in immer kürzeren Zyklen. Damit Unternehmen hier reagieren können, müssen sie ihre Organisationsstruktur flexibel halten und gestalten. Eine Möglichkeit dafür bietet die Matrixorganisation. Sie zeichnet sich durch die Überlagerung eindimensionaler funktionaler und produkt- oder projektbezogener Organisationsstrukturen aus. 

Die Matrixorganisation bündelt die jeweiligen Vorteile hierarchischer Organisationsstrukturen in einer Mehrlinienorganisation. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche typischen Merkmale eine Matrixorganisation hat und was die Vor- und Nachteile dieser Struktur sind. Außerdem: Für welche Unternehmen eignet sich die Struktur der Matrixorganisation besonders? Mit Organigramm und Beispiel.

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Matrixorganisation Definition

Eine Matrixorganisation ist eine der zahlreichen Organisationsformen, mit denen Unternehmen die Zuordnungen ihrer Bereiche und Befugnisse regeln. Das Hauptkennzeichen der Matrixorganisation ist ihr mehrdimensionaler Aufbau in einer Matrix, also einer Anordnung von Elementen in Zeilen und Spalten.

Organisatorisch gesprochen ist die Matrixorganisation ein sogenanntes Mehrliniensystem, in dem es im Gegensatz zu funktionalen oder divisionalen Einliniensystemen, keine strikt hierarchische Struktur gibt. Das Matrixsystem kombiniert diese Einliniensysteme vielmehr miteinander. Die Teams arbeiten deshalb in mehreren Hierarchien gleichzeitig und erhalten ihre konkreten Anweisungen aus verschiedenen Bereichen und von mehreren Führungskräften.

Wie sieht diese Matrix aus? Während die Geschäftsbereiche (Divisionen) eines Unternehmens wie ein Produkt oder eine Region jeweils mit einer horizontalen Linie dargestellt werden, sind die Abteilungen (die Funktionsbereiche wie Vertrieb, Marketing, IT) als vertikale Linie visualisiert. Wo sich die horizontalen und vertikalen Linien treffen, entstehen Schnittstellen zwischen Division und Funktion. In der Realität werden diese Schnittstellen in Projektteams abgebildet, die jeweils der Leitung aus der funktionalen Ebene (Projektleitung) wie auch aus der divisionalen Ebene (Abteilungsleitung) berichten. 

Beispiel: Matrixorganisation einfach erklärt

Sie möchten ein neues Produkt entwickeln und dabei zwei Abteilungen im Sinne einer Matrixorganisation zusammenarbeiten lassen – Produktentwicklung und Kundenbetreuung. Beide Abteilungen bestehen aus mehreren Projektteams mit jeweils eigener funktionaler Leitung aber auch einer projektbezogenen Leitung. Damit bei der Entwicklung des neuen Produkts vor allem auch die Kundenerfahrungen einbezogen werden können, arbeiten Fachleute aus Produktentwicklung und Kundenbetreuung eng zusammen – funktional vom Manager der Produktentwicklung geführt, während eine andere Führungskraft die fachliche Projektverantwortung innehat.

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Vorteile und Nachteile einer Matrixorganisation

Mit der Einführung einer Matrixorganisation streben Unternehmen danach, die jeweils isolierten Vorteile einer funktionalen und einer divisionalen Organisationsstruktur zusammenzuführen und somit schlagkräftiger zu werden. Durch die Zusammenführung der Einliniensysteme zu einem Mehrliniensystem wird der Organisationsaufbau einer Matrixstruktur deutlich komplexer.

Vorteile einer Matrixorganisation

Nachteile einer Matrixorganisation

Projektziele werden transparent und dadurch klar kommuniziert

Deutlich komplexere Organisationsstruktur kann Entscheidungen auch verlangsamen und zu Konflikten zwischen Führungskräften führen („Wer hat Verantwortung?“)

Teams bestehen aus relevanten Expert:innen der beteiligten Abteilungen Diese Kompetenzbündelung sorgt für Zeit- und Kosteneinsparung im Projekt

Unklarheiten bei Verantwortlichkeiten und Priorisierung, weil Mitarbeitende mehrere Vorgesetzte haben und in verschiedenen Teams arbeiten

Steigerung der Produktivität und Effektivität

Schlechte und mangelhafte Kommunikation kann zu Fehlern und Missverständnissen in Projekten führen

Steigerung der Flexibilität, weil Mitarbeitende ihre Fähigkeiten und Kompetenzen parallel in verschiedenen Projekten einbringen können

Führungskräfte müssen in der Matrixorganisation stark sein, dabei aber auch klar und eindeutig kommunizieren sowie potenzielle Konflikte lösen können

Motivation der Mitarbeitenden steigt durch die Beteiligung an fachlich breitgestreuten Projekten

Höherer Aufwand bei Koordination und Verwaltung der Organisation. Kann in höhere Kosten münden

Durch abteilungsübergreifende Teams können Abstimmungen schneller erfolgen, der Informationsfluss wird besser, weil ein Team von mehreren Führungskräften geführt wird.

Überforderung der Mitarbeitenden durch Einsatz in verschiedenen Teams und Berichtswege an mehrere Vorgesetzte

Grundsätzliche Optimierung der Teamarbeit und Teambindung über Abteilungssilos hinweg Vertrauen untereinander steigt

Unklar, welche Abteilung oder welcher Bereich den Projekterfolg für sich verbuchen kann

Die Vorteile einer Matrixorganisation können sich nur dann im Arbeitsalltag wirksam entfalten, wenn die Kommunikation in der Matrixstruktur fehlerfrei, transparent und offen erfolgt. Versuchen Projektleiter den Erfolg eines Projektes nur ihrem Fachbereich zuzuordnen, führt dies unvermeidbar zu Konflikten. Die Führungskräfte müssen verstehen, dass der Erfolg ein gemeinsamer ist. Weil die Matrixorganisation die Expert:innen in einem Projekt zusammenführt und die jeweiligen Stärken ausnutzt. Für Egoisten ist in einer Matrixorganisation kein Platz. Sie benötigt Teamplayer auf allen Ebenen.

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Für welche Unternehmen eignet sich eine Matrixorganisation?

Die Form der Matrixorganisation eignet sich vor allem für international bzw. global ausgerichtete Unternehmen mit Firmenstandorten in mehreren Ländern oder Regionen. Diese Unternehmen profitieren in den sich immer schneller wandelnden Märkten von der Flexibilität und Agilität der Matrixorganisation. Auch in hochkomplexen Projekten mit wechselnden Anforderungen können sie schnell und wirksam liefern. Diese Projektarbeit erfordert das abteilungsübergreifende und über Schnittstellen gesteuerte Zusammenarbeiten von Spezialist:innen unterschiedlichster Fachrichtungen. Eine rein funktionale bzw. rein divisionale Organisationsstruktur kann dies nur mit erhöhten Aufwänden leisten.

Große Unternehmen können die Matrixstruktur auch auf mehreren Hierarchieebenen einsetzen und dabei von der interdisziplinären Zusammenarbeit der Teams profitieren. Sie brechen damit die rein hierarchische Organisation auf. Die Einheiten innerhalb der Matrix-Organisation sind gleichberechtigt.

So arbeiten Teams erfolgreich zusammen

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In dieser Checkliste erhalten Sie einen Überblick zu den Voraussetzungen für gelungenes Teamwork, Tipps zur Umsetzung und Impulse, um Ihre Team-Arbeit langfristig zu verbessern.

Typische Branchen, in denen sich eine Matrixorganisation anbietet

Technologie und Softwareentwicklung benötigen die reibungslose und unkomplizierte Zusammenarbeit aller Expert:innen aus mehreren Fachgebiete. Agilität und Interdisziplinarität lassen sich in der Matrixstruktur gewinnen. Auch in der Beratungsbranche passt diese Form der Mehrlinienorganisation, weil in der Regel mehrere Projekte gleichzeitig bearbeitet werden, in denen Mitarbeitender verschiedenster Fachfamilien gemeinsam agieren müssen. In der Mobilitätsbranche greifen die Vorteile der Matrixorganisation gleichfalls voll.

Diese Merkmale sind typisch für eine Matrixorganisation

Das wichtigste Merkmal einer Matrixorganisation ist eigentlich unsichtbar. Denn die sonst für Unternehmensstrukturen so wichtige Hierarchie zwischen den funktionalen oder divisionalen Bereichen fehlt in einer Matrixorganisation.

Weiterhin verfügen Unternehmen mit Matrixstruktur über eine klare Vergabe und Verteilung von Verantwortung. Alle Mitarbeitenden haben einen fachlichen Vorgesetzten und gleichzeitig einen disziplinarisch verantwortlichen Vorgesetzen.

Tipp: Auch Unternehmen, die grundsätzlich keine Mehrlinienstrukturen einführen möchten, können von den Vorteilen der Matrixstruktur profitieren. Etwa, indem sie nur ihre Projektarbeit auf dieser Basis aufbauen.

Ein weiteres Merkmal einer Matrixorganisation ist das explizite Commitment zum Team. Die Kooperation zwischen funktions- und divisionsübergreifenden Teams prägt die Mitarbeitenden stark in Richtung Teamdenken.

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Matrixorganisation Beispiel und Organigramm

Potenzialbeurteilungen werden bei der innerbetrieblichen Besetzung vakanter Stellen, zur Nachwuchsplanung der Fach- und Führungskräfte, zur individuellen Laufbahnplanung sowie zur Bildungsbedarfsermittlung eingesetzt.

Das fiktive Unternehmen Wohnen im Alter AG (WiA) ist Marktführer in der Sozialbranche. Es hat seinen Hauptfirmensitz in Musterhausen, in dem sämtliche Funktionsbereiche des Unternehmens angesiedelt sind. An 15 Standorten in Deutschland und Österreich betreibt WiA entsprechende Einrichtungen des Seniorenwohnens. Es führt nach eingehender Analyse eine Matrixorganisation ein, um die Kompetenzen besser zu bündeln und damit Synergieeffekte zu gewinnen.

Das Unternehmen hat drei Kernprodukte, die sich auch in den Geschäftsbereichen widerspiegeln: Wohnstift, Pflegestift und Externe Dienste. Insgesamt verfügt WiA am Hauptfirmensitz über acht Funktionsbereiche (von denen wir hier lediglich drei abbilden): Begleitung und Pflege (BuP), Marketing (M) und IT.

Das Musterorganigramm von WiA

 Matrixorganisation von Wohnen im Alter AG: Exemplarischer Aufbau

Matrixorganisation: Wohnen im Alter AG

Jeder Geschäftbereich (GB) und jeder Funktionsbereich wird von einem Manager oder einer Managerin geleitet. Die Mitarbeitenden unterstehen damit stets zwei Führungskräften. Betrachten wir beispielhaft das Team W IT an der Schnittstelle zwischen dem GB Wohnstift und dem Funktionsbereich IT. Jedes Teammitglied aus dem Team W IT berichtet an die Leiterin des Geschäftsbereichs Wohnstift und den Leiter des Funktionsbereichs IT. Beide bringen ihre jeweiligen Fachkompentenzen ein und befruchten so die Kenntnisse und die Zusammenarbeit des Teams. Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg ist die klare Verteilung von Verantwortung und die Fähigkeit, Kompromisse zu schließen.

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So arbeiten unterschiedliche Teams erfolgreich zusammen

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