16. November 2022
5 Strategien, um Ihr HR Team für 2023 zu wappnen
Die wirtschaftliche Lage ist heikel und so wird 2023 ein Jahr werden, in dem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren. Ein aktueller Report prognostiziert, dass Unternehmen ihre Budgets klüger einsetzen und sich stärker auf Ergebnisse und Leistungen fokussieren werden.
Wie also kann sich Ihr HR Team auf ein weiteres herausforderndes Jahr vorbereiten? Was hat oberste Priorität? Welche unerwarteten Chancen können sich ergeben? In diesem Artikel werde ich klare Strategien vorstellen, mit denen sich Personalabteilungen erfolgreich aufstellen können – für 2023 und darüber hinaus. – Ross Seychell, Chief People Officer bei Personio
HR-Studie: Die wichtigsten Erkenntnisse für 2023Die größten Herausforderungen für HR in 2023
1. Stille Kündigungen
Wir hören häufig von “Quiet Quitting”, also dass Mitarbeitende für ihre Arbeit nur noch das absolute Minimum tun. Sie sind unzufrieden mit ihrem Unternehmen und ihrer Rolle, aber der Arbeitsmarkt verändert sich und es gibt womöglich nicht mehr so viele Jobmöglichkeiten wie zuvor. Wir müssen Mitarbeitenden also zuhören, herausfinden, was sie frustriert und ihnen dabei helfen, gesunde Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen.
2. Effektivität im Unternehmen
Die Produktivität von Unternehmen und Teams wird in diesem Jahr stärker in den Mittelpunkt rücken, ebenso wie individuelle Leistungen. Doch dafür müssen ineffiziente Strukturen innerhalb der Organisation beseitigt werden. Außerdem ist es wichtig, stärker zu priorisieren, damit die Teams für den Erfolg gerüstet sind.
3. Einstellung von Top-Talenten
Im nächsten Jahr wird es mehr Talente auf dem Markt geben. Wie also stellen Sie sicher, dass Sie Ihr Unternehmen tatsächlich die passenden Mitarbeitenden einstellt und dass Sie die Messlatte hoch halten?
4. Mitarbeiterentwicklung
Aufgrund der wirtschaftlichen Lage wird es voraussichtlich weniger Möglichkeiten für Beförderungen geben als zuvor. HR-Teams müssen sich also Gedanken machen, wie sie ihre Mitarbeiter:innen in diesem Jahr stärker fördern und persönliches Wachstum ohne Titeländerung greifbarer machen können.
5. Automatisierung und Daten
Selbst für erfahrene HR-Expert:innen dürfte 2023 ein Jahr der Herausforderungen werden. Sie müssen sich also fragen, ob Sie Zugang zu den notwendigen HR-Daten haben, um Ihr Unternehmen zu verstehen und sichere Entscheidungen treffen zu können. Wo lassen sich Personalprozesse automatisieren und intelligenter gestalten, damit Sie Zeit für die eben beschriebenen Herausforderungen haben?
HR-Strategien für 2023
1. Fokussieren Sie Ziele und Prioritäten
Wie wichtig die Personalabteilung ist, haben wir besonders während der Pandemie gesehen. Eine der wichtigsten Fragen im Jahr 2023 wird sein, wie wir Mitarbeitende im Angesicht der Rezession umfangreich unterstützen und gleichzeitig Überlastungen im HR Team vermeiden. Mein Tipp: Setzen Sie strikte Prioritäten – und zwar nicht zu viele, denn sonst besteht die Gefahr, dass Sie sich verzetteln. Kommunizieren Sie die Prioritäten klar und achten Sie darauf, dass sie erreichbar sind. Ihr Team sollte nicht das Gefühl haben, sich überarbeiten zu müssen, aus Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Stellen Sie außerdem sicher, dass Ihre Unternehmensziele in Abteilungs- und Teamziele heruntergebrochen werden, damit Ihre HR- Mitarbeiter:innen wissen, was von ihnen erwartet wird.
2. Steigern Sie die Produktivität
Die Finanzlage in vielen Unternehmen ist angespannt, genau deshalb gilt es jetzt, sich auf die interne Produktivität zu konzentrieren: die des Unternehmens, der Teams und die Leistung der Einzelnen. Personalabteilungen sind hier in der idealen Ausgangslage, um zu unterstützen. Zuerst sollten Sie herausfinden, wie zufrieden und gesund Teams angesichts der jüngsten Unsicherheiten sind und wie stark ineffiziente Prozesse im Unternehmen ihre Leistung und Produktivität beeinträchtigen. Danach heißt es: An welchen Stellen lässt sich schneller und intelligenter arbeiten? Vielleicht helfen besprechungsfreie Tage, ein zentrales HR-Ticketsystem oder ein zentrales Mitarbeiter-Ressourcenzentrum für häufig gestellte Fragen. Das könnte sowohl auf HR- als auch auf Mitarbeiterseite viel Zeit sparen.
3. Konzentrieren Sie sich auf die wichtigen Metriken
Prüfen Sie Dinge wie Personalbestand und Arbeitskosten, Kennzahlen zur Organisationsgestaltung, Umsatz pro Vollzeitäquivalent, Struktur Ihrer Anreizsysteme und ungewollte Fluktuationsraten. Wie gesund ist Ihr Unternehmen? Wie effektiv und effizient arbeitet Ihr HR-Team?
Bewerten Sie zum Beispiel die Kosten pro Einstellung, den Prozentsatz der HR-Mitarbeitenden im Vergleich zur Mitarbeiterzahl des Unternehmens, die Zeit für die Beantwortung von Mitarbeiteranfragen und das Verhältnis von HR-Partnern/Managern im Vergleich zu Leads.
Versuchen Sie, Trends innerhalb Ihrer Personalabteilung zu verstehen und arbeiten Sie mit der Finanzabteilung und der Geschäftsleitung zusammen, indem Sie Umsätze und Ausgaben aufeinanderlegen und herausfinden, wo es Chancen gibt.
4. Führen Sie mit Authentizität und Offenheit
Unsichere Zeiten können sich auf die Motivation der Mitarbeiter:innen auswirken. Dagegen hilft Transparenz. Fragen Sie Führungskräfte, wie es ihren Teams geht und gehen Sie in einen regelmäßigen und offenen Austausch mit Mitarbeitenden. Nutzen Sie Daten und Fakten, um ihnen ein tieferes Verständnis der Unternehmensperformance zu vermitteln.
Bitten Sie außerdem um Feedback, um zu verstehen, wie Sie als Führungskraft wahrgenommen werden. In unsicheren Zeiten müssen Sie in der Lage sein, zu führen, obwohl Sie nicht alle Antworten kennen. Zum Führen gehört auch, sich verletzlich zu zeigen und Trost zu spenden.
Erwünschte Qualitäten von Führungskräften
Gartner zufolge wollen Mitarbeitende heutzutage Führungskräfte, für die der Mensch im Mittelpunkt steht. Dazu gehört…
Authentizität: Handeln Sie sinnstiftend und zeigen Sie sich echt und integer.
Einfühlsamkeit: Vermitteln Sie, dass Ihnen das Wohlergehen Ihres Teams am Herzen liegt.
Anpassungsfähigkeit: Seien Sie flexibel, um den individuellen Bedürfnissen in Ihrem Team gerecht zu werden.
5. Vertrauen Sie auf Ihre HR-Community
Covid hat mein berufliches Netzwerk gestärkt und vergrößert. Das hat mir die Gelegenheit gegeben, neue Potenziale zu identifizieren und darüber nachzudenken, wo ich etwas von anderen Unternehmen lernen kann.
Insofern kann ich auch Ihnen raten: Tauschen Sie sich mit anderen Unternehmen aus, die wirtschaftliche Krisen erfolgreich durchgestanden haben, und lernen Sie von ihnen. Bauen Sie sich ein Netzwerk auf, auf das Sie sich verlassen können. Wenn schwierige Entscheidungen anstehen, müssen Sie wissen, wie Sie Teams neu aufstellen können. Dafür brauchen Sie eine Menge Resilienz.
Die Chance hinter der Krise
HR-Abteilungen sollten mit ihren Plänen für das nächste Jahr flexibel bleiben – denn nicht alles ist vorhersehbar. Überfordern Sie Ihre Teams nicht mit massenhaft neuen Initiativen und legen Sie Ihren Fokus auf die Stellschrauben, mit denen Sie Ihr Unternehmen am besten unterstützen können: Unternehmensweite Effektivität und Produktivität, Leistungsverbesserung und Entwicklung Ihrer Talente in Zeiten, in denen es nicht allzu viele Möglichkeiten für Beförderungen gibt.
Für mich waren schwierige Zeiten immer ein Wachstumstreiber, denn ich musste mich ins Zeug legen und schnell neue Fähigkeiten entwickeln. Und auch viele hervorragende und neue Unternehmen sind aus Krisensituationen hervorgegangen, etwa aus dem Crash Anfang der Nullerjahre, der Finanzkrise und der Pandemie. Dieses Prinzip wird auch dieses Mal gelten.
About Ross Seychell
Als Führungskraft mit 20 Jahren Erfahrung ist es meine Leidenschaft, herauszufinden, wie Unternehmen mithilfe der Mitarbeiter:innen und einer starken Kultur ihre Mission erreichen. Nachdem ich die Personalabteilungen und -strategien bei wachstumsstarken Unternehmen wie Wise und King aufgebaut habe, unterstütze ich Personio nun als Chief People Officer, die beste HR-Plattform Europas zu werden.